Im Sommer habe ich mir endlich einen lang gehegten Traum erfüllt: eine ausgedehnte Rundreise durch Finnland. Als leidenschaftlicher Biker hatte ich schon viele Touren durch Deutschland, Österreich und das Baltikum gemacht, aber der hohe Norden hat mich immer besonders gereizt – wegen der endlosen Weite, der Ruhe und natürlich der einzigartigen Naturerlebnisse, die sich dort bieten. Und so ging es auf zwei Rädern gen Skandinavien – ein Roadtrip, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Los ging alles mit der Anreise über Travemünde. Dort bin ich mit meiner Maschine – eine BMW R 1250 GS, voll bepackt mit Gepäckrolle, Seitenkoffern und Tankrucksack – auf die Fähre nach Helsinki gegangen. Die Überfahrt mit der Finnlines-Fähre dauerte rund 30 Stunden, war aber erstaunlich entspannt. Ich hatte mir eine Kabine genommen, damit ich gut ausgeschlafen in die erste Etappe starten konnte. Schon beim Entladen der Motorräder in Helsinki traf ich auf einige Gleichgesinnte aus Deutschland, Polen und sogar Frankreich – man kam sofort ins Gespräch und tauschte Routenpläne aus.
Kaum vom Schiff runter, begann das Abenteuer. Der erste Eindruck von Finnland auf dem Bike? Weite Straßen, kaum Verkehr und eine fast schon meditative Stille. Wer schon mal in Lappland unterwegs war, kennt das Gefühl: Du fährst und fährst, stundenlang, durch Wälder, an Seen entlang, durch kleine Dörfer – und manchmal begegnet dir auf hundert Kilometern kein einziger Mensch. Für mich als Motorradreisender ist das pures Glück. Die Straßen sind in gutem Zustand, meist asphaltiert, aber es gibt auch immer wieder reizvolle Schotterpisten, auf denen man das Fahrwerk ordentlich arbeiten lassen kann. Besonders im Osten Richtung Karelien wurde es richtig wild – dort ist man teilweise auf Forstwegen unterwegs, die sich durch dichte Birkenwälder schlängeln. Nichts für Supersportler, aber perfekt für Reiseenduros.
Ich hatte mir keine feste Route vorgenommen, sondern bin eher spontan unterwegs gewesen. Mal Richtung Süden, dann wieder in den Norden hoch, durch Nationalparks wie den Repovesi oder den Oulanka. In Rovaniemi habe ich mir sogar den Polarkreis auf dem GPS anzeigen lassen – ein echter Gänsehautmoment. Besonders schön war das Licht: Die Mitternachtssonne tauchte die Landschaft in ein fast surreales Leuchten, das man so nur in diesen Breitengraden erlebt. Abends saß ich oft stundenlang am Seeufer, Helm und Kombi abgelegt, ein Bier in der Hand, die Maschine im Blick – und dachte mir: genau deshalb fahre ich Motorrad.
Campingplätze gibt es reichlich, aber auch die sogenannten Wildcamping-Möglichkeiten sind dank des Jedermannsrechts einfach unschlagbar. Ich hatte ein kleines Zelt dabei und schlug mein Lager oft direkt an einem See auf, mit Lagerfeuer, Mückenspray und dem leisen Brummen der Natur als Soundtrack. Ab und zu gönnte ich mir auch eine Nacht in einer kleinen Holzhütte oder einem Gasthaus, vor allem nach Regentagen, wenn alles klamm war.
Was das Tanken und die Infrastruktur betrifft: Kein Problem. In Südfinnland sind die Abstände zwischen den Tankstellen völlig unkritisch, weiter nördlich sollte man allerdings nicht mit Reserve fahren. Die Finnen sind freundlich, zurückhaltend, aber sehr hilfsbereit – vor allem, wenn sie sehen, dass du auf deinem Motorrad allein unterwegs bist. Ein älterer Herr in Kuhmo hat mir sogar seine Garage geöffnet, damit ich an meiner Maschine eine kleine Wartung machen konnte. Diese Begegnungen machen eine Rundfahrt mit dem Motorrad besonders.
Mir hat diese unglaubliche Ruhe und Weite am besten gefallen – dieses Gefühl, wirklich unterwegs zu sein, fernab vom Alltag. In Finnland verliert die Zeit ihre Bedeutung, besonders, wenn man tagelang auf dem Motorrad durch endlose Wälder und entlang stiller Seen fährt. Es war nicht ein einzelner Moment, sondern dieser Gesamtzustand: Morgens das Zelt öffnen, wie der Nebel über dem Wasser aufsteigt, das Bike steht da, noch feucht vom Tau, und du weißt: Der Tag gehört nur dir und der Straße.
Ein Höhepunkt war für mich der Norden rund um Inari. Dort oben wird die Landschaft karger und fast mondähnlich. Die Sonne stand auch nachts über dem Horizont, was eine surreale Schönheit erzeugte. Ich bin einfach nur gefahren, ohne Ziel, mit dem leichten Brummen des Motors im Ohr und dem Fahrtwind im Gesicht, umgeben von nichts als Natur. Kein Verkehr, kein Lärm, keine Eile. Für mich als Motorradfahrer war das wie Meditation bei 80 km/h.
Es gab aber auch kleine Highlights: Der Moment zum Beispiel, als ich in einem verlassenen Dorf eine verrostete, alte Jawa entdeckte. Oder als mir ein Rentier fast direkt vor die Maschine lief. Ich blieb stehen, machte den Motor aus und sah es einfach nur an – minutenlang, bevor es langsam im Wald verschwand. Solche Begegnungen und diese stillen Augenblicke gibt es nur auf zwei Rädern, wenn man offen ist, langsam fährt und nicht einfach von A nach B hetzt.
Und dann war da noch der Kontrast: Am Ende der Tour habe ich einen Tag in Helsinki verbracht, bin durch die Stadt spaziert, aber ich habe sofort gemerkt, wie mich der Lärm und die Hektik angestrengt haben. Da wurde mir klar: Mein Herz schlägt draußen auf der Landstraße, irgendwo zwischen Birken, Seen und dem Geruch von Benzin und Wald.
Wenn ich es auf einen Satz bringen müsste, dann wäre es dieser: Am besten gefallen hat mir die Freiheit in ihrer reinsten Form.
Angst ist vielleicht ein zu großes Wort, aber Respekt hatte ich auf der Tour definitiv. Besonders in Nordkarelien oder kurz vor der Grenze zu Lappland machte mir die Einsamkeit Sorgen. Es gab Strecken, auf denen ich über eine Stunde durch den Wald fuhr, ohne ein einziges Auto zu sehen. Wenn da etwas mit dem Motorrad passiert – ein Motorschaden, ein Unfall oder auch nur ein Platten ohne Handyempfang –, dann steht man da. Zwar hatte ich Werkzeug, ein Satelliten-Notrufgerät und ein Erste-Hilfe-Set dabei, aber trotzdem hatte ich manchmal ein mulmiges Gefühl.
Einmal hatte ich einen richtigen Schreckmoment: Ich fuhr auf einer Schotterpiste, es hatte zuvor geregnet und die Fahrbahn war so glitschig wie Schmierseife. In einer langgezogenen Linkskurve rutschte mir das Hinterrad weg, das Vorderrad begann zu schlagen – ich konnte die Maschine gerade noch auffangen. Mein Herz schlug bis zum Hals. Danach habe ich mir erst einmal eine Pause gegönnt, den Helm abgenommen, durchgeatmet und mich selbst ausgeschimpft, weil ich zu schnell gefahren bin.
Was mich auch ein bisschen nervös gemacht hat, waren Elche. Zum Glück habe ich keinen live auf der Straße gesehen, aber die vielen Warnschilder und Geschichten anderer Biker haben mich sensibilisiert. Deshalb habe ich nachts weitestgehend nicht gefahren. Die Vorstellung, mit 90 km/h auf einer Landstraße unterwegs zu sein und plötzlich steht ein Elchbulle auf der Fahrbahn, gefiel mir gar nicht.
Und zu guter Letzt: Mücken. Nicht im Sinne von Angst, aber es war wirklich der Horror. Einmal bin ich abends an einem See abgestiegen, um kurz ein Foto zu machen. In dieser Zeit hat sich gefühlt ein ganzes Bataillon auf mich gestürzt. Ich hatte das Visier offen – ein Fehler. Der Helm war danach innen voller Mücken. Man lacht darüber, aber in dem Moment war mir eher nach Flucht.
Nach gut drei Wochen auf Achse – rund 4.500 Kilometer auf finnischem Boden – ging es dann wieder zurück nach Helsinki. Ich war erschöpft, glücklich und um viele Eindrücke reicher. Die Rückfahrt mit der Fähre war fast schon melancholisch. Ich wusste: Diese Motorradrundreise durch Finnland war mehr als nur ein Urlaub. Sie war ein echtes Erlebnis – entschleunigend, abenteuerlich und emotional. Wer das nordische Fernweh in sich trägt und eine Leidenschaft für das Motorradfahren hat, dem kann ich eine Tour durch Finnland nur ans Herz legen. Es ist ein Land für Genießer auf zwei Rädern.
Los ging alles mit der Anreise über Travemünde. Dort bin ich mit meiner Maschine – eine BMW R 1250 GS, voll bepackt mit Gepäckrolle, Seitenkoffern und Tankrucksack – auf die Fähre nach Helsinki gegangen. Die Überfahrt mit der Finnlines-Fähre dauerte rund 30 Stunden, war aber erstaunlich entspannt. Ich hatte mir eine Kabine genommen, damit ich gut ausgeschlafen in die erste Etappe starten konnte. Schon beim Entladen der Motorräder in Helsinki traf ich auf einige Gleichgesinnte aus Deutschland, Polen und sogar Frankreich – man kam sofort ins Gespräch und tauschte Routenpläne aus.
Kaum vom Schiff runter, begann das Abenteuer. Der erste Eindruck von Finnland auf dem Bike? Weite Straßen, kaum Verkehr und eine fast schon meditative Stille. Wer schon mal in Lappland unterwegs war, kennt das Gefühl: Du fährst und fährst, stundenlang, durch Wälder, an Seen entlang, durch kleine Dörfer – und manchmal begegnet dir auf hundert Kilometern kein einziger Mensch. Für mich als Motorradreisender ist das pures Glück. Die Straßen sind in gutem Zustand, meist asphaltiert, aber es gibt auch immer wieder reizvolle Schotterpisten, auf denen man das Fahrwerk ordentlich arbeiten lassen kann. Besonders im Osten Richtung Karelien wurde es richtig wild – dort ist man teilweise auf Forstwegen unterwegs, die sich durch dichte Birkenwälder schlängeln. Nichts für Supersportler, aber perfekt für Reiseenduros.
Ich hatte mir keine feste Route vorgenommen, sondern bin eher spontan unterwegs gewesen. Mal Richtung Süden, dann wieder in den Norden hoch, durch Nationalparks wie den Repovesi oder den Oulanka. In Rovaniemi habe ich mir sogar den Polarkreis auf dem GPS anzeigen lassen – ein echter Gänsehautmoment. Besonders schön war das Licht: Die Mitternachtssonne tauchte die Landschaft in ein fast surreales Leuchten, das man so nur in diesen Breitengraden erlebt. Abends saß ich oft stundenlang am Seeufer, Helm und Kombi abgelegt, ein Bier in der Hand, die Maschine im Blick – und dachte mir: genau deshalb fahre ich Motorrad.
Campingplätze gibt es reichlich, aber auch die sogenannten Wildcamping-Möglichkeiten sind dank des Jedermannsrechts einfach unschlagbar. Ich hatte ein kleines Zelt dabei und schlug mein Lager oft direkt an einem See auf, mit Lagerfeuer, Mückenspray und dem leisen Brummen der Natur als Soundtrack. Ab und zu gönnte ich mir auch eine Nacht in einer kleinen Holzhütte oder einem Gasthaus, vor allem nach Regentagen, wenn alles klamm war.
Was das Tanken und die Infrastruktur betrifft: Kein Problem. In Südfinnland sind die Abstände zwischen den Tankstellen völlig unkritisch, weiter nördlich sollte man allerdings nicht mit Reserve fahren. Die Finnen sind freundlich, zurückhaltend, aber sehr hilfsbereit – vor allem, wenn sie sehen, dass du auf deinem Motorrad allein unterwegs bist. Ein älterer Herr in Kuhmo hat mir sogar seine Garage geöffnet, damit ich an meiner Maschine eine kleine Wartung machen konnte. Diese Begegnungen machen eine Rundfahrt mit dem Motorrad besonders.
Mir hat diese unglaubliche Ruhe und Weite am besten gefallen – dieses Gefühl, wirklich unterwegs zu sein, fernab vom Alltag. In Finnland verliert die Zeit ihre Bedeutung, besonders, wenn man tagelang auf dem Motorrad durch endlose Wälder und entlang stiller Seen fährt. Es war nicht ein einzelner Moment, sondern dieser Gesamtzustand: Morgens das Zelt öffnen, wie der Nebel über dem Wasser aufsteigt, das Bike steht da, noch feucht vom Tau, und du weißt: Der Tag gehört nur dir und der Straße.
Ein Höhepunkt war für mich der Norden rund um Inari. Dort oben wird die Landschaft karger und fast mondähnlich. Die Sonne stand auch nachts über dem Horizont, was eine surreale Schönheit erzeugte. Ich bin einfach nur gefahren, ohne Ziel, mit dem leichten Brummen des Motors im Ohr und dem Fahrtwind im Gesicht, umgeben von nichts als Natur. Kein Verkehr, kein Lärm, keine Eile. Für mich als Motorradfahrer war das wie Meditation bei 80 km/h.
Es gab aber auch kleine Highlights: Der Moment zum Beispiel, als ich in einem verlassenen Dorf eine verrostete, alte Jawa entdeckte. Oder als mir ein Rentier fast direkt vor die Maschine lief. Ich blieb stehen, machte den Motor aus und sah es einfach nur an – minutenlang, bevor es langsam im Wald verschwand. Solche Begegnungen und diese stillen Augenblicke gibt es nur auf zwei Rädern, wenn man offen ist, langsam fährt und nicht einfach von A nach B hetzt.
Und dann war da noch der Kontrast: Am Ende der Tour habe ich einen Tag in Helsinki verbracht, bin durch die Stadt spaziert, aber ich habe sofort gemerkt, wie mich der Lärm und die Hektik angestrengt haben. Da wurde mir klar: Mein Herz schlägt draußen auf der Landstraße, irgendwo zwischen Birken, Seen und dem Geruch von Benzin und Wald.
Wenn ich es auf einen Satz bringen müsste, dann wäre es dieser: Am besten gefallen hat mir die Freiheit in ihrer reinsten Form.
Angst ist vielleicht ein zu großes Wort, aber Respekt hatte ich auf der Tour definitiv. Besonders in Nordkarelien oder kurz vor der Grenze zu Lappland machte mir die Einsamkeit Sorgen. Es gab Strecken, auf denen ich über eine Stunde durch den Wald fuhr, ohne ein einziges Auto zu sehen. Wenn da etwas mit dem Motorrad passiert – ein Motorschaden, ein Unfall oder auch nur ein Platten ohne Handyempfang –, dann steht man da. Zwar hatte ich Werkzeug, ein Satelliten-Notrufgerät und ein Erste-Hilfe-Set dabei, aber trotzdem hatte ich manchmal ein mulmiges Gefühl.
Einmal hatte ich einen richtigen Schreckmoment: Ich fuhr auf einer Schotterpiste, es hatte zuvor geregnet und die Fahrbahn war so glitschig wie Schmierseife. In einer langgezogenen Linkskurve rutschte mir das Hinterrad weg, das Vorderrad begann zu schlagen – ich konnte die Maschine gerade noch auffangen. Mein Herz schlug bis zum Hals. Danach habe ich mir erst einmal eine Pause gegönnt, den Helm abgenommen, durchgeatmet und mich selbst ausgeschimpft, weil ich zu schnell gefahren bin.
Was mich auch ein bisschen nervös gemacht hat, waren Elche. Zum Glück habe ich keinen live auf der Straße gesehen, aber die vielen Warnschilder und Geschichten anderer Biker haben mich sensibilisiert. Deshalb habe ich nachts weitestgehend nicht gefahren. Die Vorstellung, mit 90 km/h auf einer Landstraße unterwegs zu sein und plötzlich steht ein Elchbulle auf der Fahrbahn, gefiel mir gar nicht.
Und zu guter Letzt: Mücken. Nicht im Sinne von Angst, aber es war wirklich der Horror. Einmal bin ich abends an einem See abgestiegen, um kurz ein Foto zu machen. In dieser Zeit hat sich gefühlt ein ganzes Bataillon auf mich gestürzt. Ich hatte das Visier offen – ein Fehler. Der Helm war danach innen voller Mücken. Man lacht darüber, aber in dem Moment war mir eher nach Flucht.
Nach gut drei Wochen auf Achse – rund 4.500 Kilometer auf finnischem Boden – ging es dann wieder zurück nach Helsinki. Ich war erschöpft, glücklich und um viele Eindrücke reicher. Die Rückfahrt mit der Fähre war fast schon melancholisch. Ich wusste: Diese Motorradrundreise durch Finnland war mehr als nur ein Urlaub. Sie war ein echtes Erlebnis – entschleunigend, abenteuerlich und emotional. Wer das nordische Fernweh in sich trägt und eine Leidenschaft für das Motorradfahren hat, dem kann ich eine Tour durch Finnland nur ans Herz legen. Es ist ein Land für Genießer auf zwei Rädern.